Opera – Chrome ohne Google

Mein Verhältnis zu Webbrowsern ist schon seit meinen Anfängen als Internet User sehr durchwachsen. Immer wieder wechselte ich meinen Standardbrowser und immer wieder fand ich einen Grund, mich nach nur kurzer Zeit schon wieder nach einer Alternative umzusehen. Ich habe versucht, mir all meine Standardbrowser in Erinnerung zu rufen, und bin auf folgendes Ergebnis gekommen (chronologisch sortiert): Netscape Navigator, Internet Explorer, Mozilla Firefox, Avant Browser, Mozilla Firefox, Opera, Google Chrome und jetzt schließlich wieder Opera.

In diesem Blog-Beitrag gehe ich kurz auf meine Anforderungen an einen Browser ein und möchte euch meinen aktuellen Liebling, den Browser von Opera, vorstellen.

Meine Anforderungen

Ich denke ich liege nicht ganz falsch, wenn ich mich selbst als Hardcore-User bezeichne. Ich verbringe in der Regel jeden Tag 10 oder mehr Stunden vor dem PC, Tablet oder Smartphone und einen großen Teil davon damit, im Internet zu surfen. Am häufigsten suche ich nach Lösungen für ein Problem bei der Arbeit oder lese Beiträge über Neuigkeiten aus der Technikwelt. Meine wichtigste Informationsquelle ist Twitter und als Kommunikationsmedium steht Facebook an oberster Stelle.

Schnell und zuverlässig

Wenn man ein Programm so intensiv nutzt, muss dieses natürlich schnell und zuverlässig funktionieren. Und da es wenig praktikabel ist, den Browser oder eine häufig verwendete Seite ständig neu zu öffnen, darf sich auch nach längerer Verwendung nichts daran ändern. Grundsätzlich starte ich meinen Browser nur neu, wenn ich auch meinen PC neu starte. Und das passiert in der Regel einmal im Monat zum Patch-Day.

Standardkonform

Eigentlich braucht man das in der heutigen Zeit nicht mehr extra erwähnen. Da ich aber von der nicht so fernen Vergangenheit sehr geprägt bin, hebe ich noch einmal die Wichtigkeit hervor, dass der Browser möglichst alle Standards des W3C unterstützt.

Tabs

Ich liebe Tabs! Und jeder der meinen Browser schon einmal gesehen hat, weiß wovon ich rede. 30 oder mehr geöffnete Tabs sind keine Seltenheit. Das liegt vor allem auch daran, dass ich Seiten geöffnet halte, wenn ich sie erst zu einem späteren Zeitpunkt lesen möchte. Ich habe es auch schon mit Favoriten oder Plugins probiert, aber meisten geraten die dort abgelegten Seiten in Vergessenheit und werden nie mehr gelesen.

Erweiterbarkeit: ja, aber…

Ein Browser soll sich für spezielle Anforderungen durch Plugins erweitern lassen. Das ist auch gut so, denn es können nicht alle Funktionen, die sich verschiedene Benutzer wünschen, in ein Programm verpackt werden. ABER: Ein Browser muss out-of-the-box alle wichtigen Funktionen mitliefern und ein gutes Benutzererlebnis bieten. Ich möchte nicht Stunden in die Suche von Plugins und in die Konfiguration des Browsers investieren, nur damit ich problemlos im Internet surfen kann.

Opera

Die erste Version des Opera Browsers wurde 1994 veröffentlicht und damit zählt er sicher zu den ältesten. Aktuell steht er in Version 20 zum Download zur Verfügung. Ein besonderes Merkmal von Opera ist, dass er auf sehr vielen verschiedenen Plattformen (PCs, Tablets, Smartphones, Konsolen, …) verwendet werden kann. Opera war auch Vorreiter im Bezug auf Webstandards und hat sich mit seiner eigenen Layout Engine schon seit längerem daran gehalten. Dies führte in der Vergangenheit aber immer wieder zu Problemen, da die meisten Entwickler ihre Seiten nur mit Internet Explorer und Firefox testeten. Das war auch der Grund, warum ich nicht früher auf Opera gewechselt bin, weil ich nicht immer für ein paar Seiten die nicht funktionierten den Browser wechseln wollte. Doch nachdem sich das ganze Web immer mehr in Richtung Standards bewegte, wurden diese Probleme immer weniger.

Mit Version 10.50 habe ich es dann wieder einmal probiert und bin von Firefox auf Opera gewechselt. Und ich war mehr als begeistert. Nach vielen Jahren der Suche hatte ich ihn endlich gefunden, meinen perfekten Internetbrowser! Doch die Freude hielt leider nicht besonders lange an, denn im Laufe der Zeit wurde Opera immer langsamer und brauchte sehr viele Ressourcen. Auch stellte ich noch immer Probleme bei einigen Seiten fest. Umso größer war die Freude, als Opera ankündigte, in Zukunft die von Google in Chrome verwendete Blink Layoutengine zu verwenden. Damit wären dann endlich die Darstellungsprobleme behoben und Opera könnte sich voll und ganz auf das Rundherum konzentrieren. Doch als ich die ersten Betaversionen testete, war die Ernüchterung groß. Opera war nicht mehr Opera. Es wurde nicht nur die Layoutengine umgestellt, sondern es wurde auf Basis von Chromium (dem Open Source Teil von Chrome) komplett neu angefangen.

Grund genug für mich, um mich wieder mal nach einer Alternative umzusehen. Schlussendlich fiel dann meine Entscheidung, trotz meiner großen Zurückhaltung gegenüber Google, auf den Chrome. Er war zu diesem Zeitpunkt einfach der schnellste und leichtgewichtigste Browser von allen. Nach einigen Monaten, in denen ich mit Chrome eigentlich ganz zufrieden war, überlegte ich, was denn nun eigentlich der Vorteil von Chrome gegenüber Opera ist. Die ganzen Funktionen die mir der alte Opera bot, habe ich auch in Chrome nicht und die von Google in Chrome integrierten Dienste nutzte ich sowieso nicht. Da mir keinerlei Gründe einfielen, installierte ich die aktuellste Version von Opera und war positiv überrascht.

Benutzeroberläche

Die Benutzeroberfläche unterscheidet sich kaum von der von Chrome, aber orientiert sich (zumindest unter Windows 8) mehr am Betriebssystem und fügt sich daher besser ins Gesamtbild ein. Zusätzlich findet man das schon aus früheren Versionen bekannten Opera Menü links oben. Die Einstellungsdialoge wurden fast zur Gänze von Chrome übernommen.

Opera Einstellungen

Die Einstellungsseite von Opera.

Performance

Dieser Punkt hat mich am meisten überrascht, denn Opera ist noch einmal einen Tick schneller als Chrome. Möglicherweise liegt es daran, dass die Daten nicht erst alle von Google gescannt werden müssen? ;). Auch mit mehr als 30 offenen Tabs und nach längerer Verwendung läuft alles noch flott und der Speicherverbrauch hält sich in Grenzen.

Tabs

Wie erwähnt ist es kein Problem, mit einer großen Anzahl an Tabs zu arbeiten. Wie auch in Chrome lassen sich einzelne Tabs anheften, die dann weniger Platz benötigen und beim Starten automatisch geöffnet werden. Bei mir sind folgende Seite immer angeheftet: Facebook, Twitter, Yammer und Visual Studio Online. Leider fehlen aber zwei Funktionen, die es in der alten Opera Version gab, und die ich sehr vermisse. Zum Einen ist das die Möglichkeit, mehrere Tabs zu einer Gruppe zusammenzufassen. So eine Gruppe konnte dann auf die Größe eines einzelnen Tabs zusammengeklappt werden. Und andererseits gibt es die Möglichkeit, die zuletzt aktiven Tabs mit Strg + Tab „durchzutaben“. Opera verhält sich nun leider wie alle anderen Browser auch und springt einfach von links nach rechts durch. Dies ist natürlich völlig unbrauchbar, wenn man schnell zwischen zwei Tabs hin und her springen möchte.

Plugins

Anfangs befürchtete ich, dass es wohl kaum Plugins für die neue Version von Opera geben wird. Doch dabei habe ich mich sehr getäuscht. Da Opera auch das gleiche Plugin System wie Chrome verwendet, gibt es schon sehr viele Plugins, die über https://addons.opera.com/en/extensions/ installiert werden können. Sollte man ein gewünschtes Plugin nicht finden, bietet Opera eine eigene Erweiterung an, mit der sich Plugins aus dem Chrome Web Store installieren lassen.

Dinge, die fehlen

Mir persönlichen gehen, bis auf die oben erwähnten Punkte bei den Tabs, keine Funktionen ab. Dennoch gibt es ein paar Dinge, die der eine oder andere vermissen wird.

Favoriten

Hört sich jetzt an wie ein schlechter Scherz, ist es aber leider nicht. Opera bietet derzeit keine (mit anderen Browsern vergleichbare) Möglichkeit, Favoriten zu verwalten. Stattdessen gibt es die Speed Dial Funktion. Ähnlich wie mit Apps bei Smartphones können einzelne Seiten und Ordner in einem Gitter angeordnet werden.

Opera Startseite

Die Startseite von Opera mit Speed Dial.

Sync

Auch die Möglichkeit, Einstellungen, Passwörter, offene Tabs, etc. über mehrere Geräte zu synchronisieren, fehlt zur Gänze. Obwohl ich wie eingangs erwähnt oft zwischen PC, Tablet und Smartphone wechsle, geht mir diese Funktion kaum ab. Was soll ich mit all den offenen Tabs vom PC auf meinem Tablet oder Smartphone? Was schon etwas abgeht sind History und Passwörter. Aber ich gehe davon aus, das Opera hier noch etwas nachliefern wird.

Fazit

Auch wenn Opera seit dem Umstieg auf Chromium nicht mehr all die Funktionen bietet, die man aus vorherigen Versionen kannte, lässt sich damit im Alltag sehr gut arbeiten. Da Chrome Plugins zu Opera kompatibel sind, gibt es eine sehr große Auswahl an Erweiterungen, mit denen man fehlende Funktionen nachinstallieren kann. Von der Performance her fühlt sich Opera im Vergleich zu Chrome, Firefox und Internet Explorer meiner Ansicht nach am schnellsten an. Wenn man von Chrome begeistert ist, aber auf die Google-spezifischen Dienste verzichten kann, oder explizit darauf verzichten möchte (so wie ich), ist Opera die perfekte Alternative.

Wie seht ihr das? Welche(n) Browser nutzt ihr und was sind eure Anforderungen? Würde mich über eure Kommentare freuen!

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4 Kommentare

  1. Also ich benütze Chrome als Standardbrowser am Desktop und am Tablet den IE, falle aber beim Tablet auch oft auf den Chrome zurück. Mir fehlt der schnelle sync zwischen allen Geräten (Favoriten, offen Tabs, …)

    Danke für den ausführlichen Bericht!

  2. Ich mag Chrome, allerdings hakt der Browser manchmal, wenn man mit CMS Systemen wie WordPress arbeitet. Dann steige ich auf den Firefox um, der ist da immer sehr verlässlich. Weiß nicht, wie es diesbezüglich mit Opera aussieht? Habe zwischenzeitlich auch Opera benutzt + den Browser auch am iPhone installiert.

    • Also ich verwende für diesen WordPress-Blog ausschließlich Opera und hatte noch keine Probleme. Chrome sollte sich aber eigentlich nicht wesentlich anders verhalten. Möglicherweise machen einzelne Plugins/Themes Probleme.

  3. Ich verwende nur den Firefox am Desktop, in der Arbeit gezwungenermaßen den IE, bzw. auch am Surface. Firefox hat unter Linux funktinoiert und funktioniert auch wieder unter Windows tadellos 🙂 ich hab einige \“add-ons\“ die ich echt nicht missen möchte, mein firefox schaut schon seit jahren gleich aus mit seiner \“roomy bookmarks toolbar\“ in der ich alle meine wichtigsten seiten gespeichert habe, und die favicons sichtbar sind. die \“mouse gestures\“ habe ich auch schon ewig drinnen, etc. falls es mal einen grund gibt, browser zu wechseln, werde ich auf deinen rat hören 😉
    viel spaß mit deinem neuen blog!!!

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